Wenn du durch die Stadt spazierst und dir mal bewusst die Leute ansiehst, was siehst du? Wenn du am Bahnhof herumgehst und in die Gesichter der Menschen blickst, was erblickst du? Vieles will entdeckt werden im anonymen Gegenüber, manches macht neugierig, anderes stößt ab. Die meisten verstehen es, den Blicken höflich auszuweichen und sich stattdessen dem Smartphone zuzuwenden und wenn ich ehrlich bin, geht es mir nicht so viel anders. Gleichgültig eben - gegenüber der mich umgebenden Welt.
Jesus ist wieder mal auf Reisen und kommt viel herum. Er sieht sich die Leute an, sein Blick ist aufmerksam, einladend, herausfordernd. Er sieht tiefer. Doch was er sieht, lässt ihn nicht kalt.
>Lies Matthäus 9,35-38
Wie ergeht es Jesus, als er die Menschenmengen vor sich sieht? Es dreht im sprichwörtlich den Magen um, ein tiefes Mitgefühl ergreift ihn und lässt ihn nicht mehr los. Was sieht er? Absolute Hilflosigkeit und Bedürftigkeit, eine Unfähigkeit das Leben zu meistern, Schafe ohne Hirten - auf sich alleine gestellt, einsam und schutzlos. Menschen, die nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll, die der harschen Umgebung einfach ausgeliefert sind. "Es jammerte ihn", übersetzt Luther, und sogleich wendet sich Jesus seinen Jüngern zu mit einer eindringlichen Bitte:
"Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, mehr Arbeiter auf seine Felder zu schicken!" (Matthäus 37b-38 NeÜ)
Wir können die Tragweite dieser Aussage von Jesus kaum genügend begreifen. Die Ernte ist riesig, doch die Arbeiter fehlen. Eines ist klar - Gott als gutem Ackerbauer ist keine Fehlplanung unterlaufen. Es muss wohl an der mangelnden Bereitschaft bzw. an den fehlenden Arbeitskräften liegen.
> Versetze dich mal in die Lage eines Jüngers: Mit welcher Leidenschaft, mit welcher Herzenshaltung, mit welchen (Hinter)gedanken würdest du der Aufforderung von Jesus zum Gebet um Arbeitskräfte nachkommen?
Auch heute ist die Ernte groß. Das Evangelium will gehört werden. Auch heute mangelt es an allen Ecken und Enden an Jesus-Nachfolgern, die sich als Erntehelfer betätigen wollen. Das Gebet Jesu um Arbeiter ist nachwievor brandaktuell. Und dieses Gebet umfasst immer auch einen persönlichen Ruf:
> Herr, öffne du unsere Augen, dass sie sehen was du siehst. Herr, öffne unser Herz, dass es davon bewegt wird was dich bewegt. Herr, öffne unsere Hände, dass sie tun was du möchtest, damit deine verlorenen Schafe gefunden werden, damit deine Ernte eingebracht wird. Herr, sende Arbeiter in deine Ernte!